++ SAISON 2025 ++ vom 1. Mai – 17. August 2025 ++
Ein „Ohrwurm“ und seine Folgen!
Es war so ein „rosiger“ Morgen Anfang Februar. Der Himmel hatte die gleiche Farbe wie der Raureif auf den Rasenflächen. Ein zauberhafter, flüchtiger Moment. Augenblicke einer geheimnisvollen Dynamik, Momente der Imagination und der Potenziale.
Es ist gut, früh aufzustehen, um diese Augenblicke zu genießen. Da kommen dann auch die Ideen. Neue Ideen für das neue Jahr. Kurz blitzen sie auf und verschwinden oft ebenso schnell. Manchmal.
Permakultur! schoss es mir an solch einem rosigen Februarmorgen durch den Kopf! Es ist an der Zeit, sich mit Permakultur zu beschäftigen!
Wie kam ich da drauf? Durch den Raureif? Durch Permafrost, diese gängige Assoziation aller, die sich noch nie mit Permakultur beschäftigt haben?
Um den Begriff Permakultur hatte ich bisher einen großen Bogen gemacht. Das war Terra incognita. Viel zu kompliziert. Und außerdem absolut unvereinbar mit meinem ästhetischen Anspruch, der gerade Linien, Symmetrie und Ordnung im Küchengarten verlangt.
Permakultur —- Wie eine Beschwörungsformel bohrte sich dieses Wort in mein frühlingsdynamisch vorausgaloppierendes Gehirn und verschwand nicht etwa mit dem rosigen Raureif, sondern blieb. Ein Ohrwurm, eine Melodie, die meine Aufmerksamkeit einforderte.
Nachdenklichkeit stellte sich ein.
Mir war klar, dass meine fast zehnjährige Abwehrhaltung gegenüber Permakultur zu neunzig Prozent auf Unwissenheit beruhte. Permakultur klang kompliziert. Das enthaltene Wort ´permanent` für andauernd, gleichbleibend, gefiel mir nicht. Im Küchengarten liebe ich die Abwechslung.
Die verbleibenden zehn Prozent des Widerstandes gegen Permakultur bestanden aus Vorurteilen, welche ja bekanntlich immer ´Bestfriends` aller Unwissenheit sind.
Und mal abgesehen von Unwissenheit und Vorurteil – wie sollte ich Permakultur mit meiner frühlingsmächtigen „tabula rasa – Energie“ vereinen? Mit meiner Begeisterung für den alljährlichen Neuanfang, meinem Glücksgefühl angesichts der geraden, zart grün sprießenden, frisch keimenden Reihen, meiner Lust an der Ordnung, die über das Chaos siegt, ein Sieg, der ja dem uralten Mythos des „macht Euch die Erde untertan“ folgt. Diesem Mythos, der tief in uns verankert ist und der die Menschheit zu den schönsten aber auch zu den schrecklichsten Werken befähigt hat.
»Refuse, reduce, reuse, repair, recycle!«
Faszinierend und absolut ´infizierend` war für mich die Begegnung mit dem Prinzip „Waldgarten“. Ich begann sofort einen Ort in meinem 60.000 qm Areal zu suchen, wo ich so etwas probieren könnte.
Faszinierend auch die Prinzipien der Zonierung des Gesamtgeländes. Zone 1 der täglich frequentierte Bereich rund ums Haus, mit Kräutergarten etc , Zone 2 der Gemüsegarten mit Einjährigen, Zone 3 der Frucht- Waldgarten, Zone 4 und 5, die Bereiche, die selten oder nie Sense, Hacke, Schere oder Spaten zu Gesicht bekommen. Davon haben wir in Ippenburg reichlich!
Und last but not least, absolut faszinierend die spannende Diskussion darüber, was denn eigentlich Permakultur sei, wo sie anfinge, endete. Seitenlange kritische Auseinandersetzungen: „What Permaculture Isn’t—and Is“!
Fazit: „Fait accompli!“ Permakultur wird mein neues Abenteuer!
Auf geht´s!
„Man kann nicht beobachten, ohne zu verändern“,
…sagte einst der Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg. Stimmt. Aber ich wollte ja auch verändern. »Beobachte und handle/interagiere« ist das erste von zwölf Gestaltungsprinzipien, die Permakultur-Mitbegründer David Holmgren 2002 in seinem Buch »Permaculture Principles & Pathways Beyond Sustainability« zusammenfasste.
Ich erkundete also das Gartengelände mit ganz neuem Blick. Sehr schnell stellte ich fest, dass bereits große Teile der Gesamtfläche den Prinzipien der Permakultur folgen. Oft greifen die Zonen ineinander. Ich fertigte eine Skizze an und markierte die Zonen. Zone 1, 2, 4 und 5 sind in Ippenburg reichlich vorhanden. Für Zone 3 gibt es drei, genau gesagt, vier potentielle Bereiche.
Zwei liegen in der Wildnis, dort, wo ich vor fast 5 Jahren begann, das Schaugartengelände des Heckenlabyrinths in ein Vogel- Schmetterlings- Libellen – und Amphibienparadies zu verwandeln.
Der dritte Bereich umgibt den „Zone 2-Küchengarten“ wie ein Band und bezieht den Mundraubgarten mit ein, der inzwischen fast schon ein echter Perma- Frucht-Waldgarten ist. Dort stehen unter größeren Obstbäumen kleine Fruchtsträucher aller Art, an den alten Mauern wachsen Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Birnen als Spalierobst und der gesamte Boden ist eine geschlossene Walderdbeerdecke. Im Rest des „Permagürtels wachsen Quitten, Johannisbeersträucher, Topinambur, Spargel, Meerettich und manches mehr. Dort befindet sich außerdem ein Tomatenhaus, sowie der Heilkräutergarten und der „Magie&Giftgarten“. Bienenvölker, Gartenschuppen und zwei Gewächshäuser gehören auch dazu.
Der vierte Bereich, dem ich mich ab jetzt „permakulturell“ zuwenden werde, liegt ganz am Anfang des Ausstellungsgeländes, im Eingangsbereich des Küchengartens. Zwei Streuobstwiesen, rechts und links des Hauptweges. Eine Fläche von knapp 2000 qm. Auf der einen Seite eine über sechshundert Jahre alte Bruchsteinmauer, auf der anderen Seite das Schlossgrabenufer.
“The most therapeutic business.”